Videos im Fundraising

Videos im Fundraising Einsatz

Warum Videos wichtig sind

Immer mehr Hilfsorganisationen bedienen sich des Mediums Film, um auf Webseiten und in den sozialen Netzwerken von ihrer Arbeit zu berichten. Was ist nötig, um durch Bewegtbilder zu bewegen? Wird für das Drehen von Videos immer ein Profi benötigt oder können auch Laien wirkungsvolle Filme produzieren? Video- und TV-Journalist Tobias Dunkel gibt Antworten.

Wieso eignet sich das Medium Film für kirchliche Organisationen?

Tobias Dunkel: Film oder andere audiovisuelle Medien eignen sich besonders gut für Kirchen, weil diese in der Regel den Mensch in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. Ein Mensch ist aber, anders als ein Produkt oder eine Ware, mehr als sein Aussehen und seine Leistungen. Er ist ein Wesen mit Gefühlen, Erfahrungen und einer eigenen Geschichte.

Diese Aspekte lassen sich natürlich beschreiben – sind aber viel besser in einem Film zu erkennen. Die Mimik oder Gesten sagen oft viel mehr aus, als sie in einem Text beschreiben können. Eine Hilfsorganisation, die die Menschen in den Mittelpunkt stellt, sollte über Videos nachdenken.

Für welche Einsatzgebiete sind Videos geeignet?

Tobias Dunkel: Kurz gesagt: für fast alle. Besonders gut funktionieren Videos natürlich, wenn es tatsächlich etwas zu sehen gibt. Ein Beispiel: Ein Video aus einem Konferenzraum mit Männern in schwarzen Anzügen und weißen Wänden ist wenig attraktiv. Ein Video über eine Spenderreise zu einem Schulprojekt in einem fernen Land ist interessant. Überlegen Sie vor der Umsetzung, was es tatsächlich zu sehen gibt. Was ist authentisch für Ihre Organisation und welche Aufnahmen zeigen Ihre Arbeit.

Lässt sich die Spendenbereitschaft durch bewegende Filme signifikant steigern?

Tobias Dunkel: Filme können die Identifikation mit einer Sache oder einer Organisation steigern. Sie können die Bindung zur Organisation steigern. Filme können aber immer nur Teil der Strategie sein. Die Formel Organisation + Videoeinsatz = mehr Spenden ist viel zu einfach und würde jeden seriösen Fundraiser zu Recht auf die Palme bringen. Natürlich kann durch ein Video im Einzelfall ein Effekt entstehen. Dieser ist aber nicht planbar, Filme sollten vielmehr den langfristigen Markenaufbau unterstützen.

Braucht eine kirchliche Organisation, Stiftung oder ein Verein einen Imagefilm?

Tobias Dunkel: Das kommt ganz darauf an, wen Sie fragen. Geschäftsführer sagen oft: „Ja“. Werbeagenturen sagen: „Ja, auf jeden Fall“. Ich sage bei Beratungen auf die Frage oft „nein“. Das liegt daran, dass der Ruf nach einem Imagefilm oft der erste ist. Bevor man über einen Imagefilm nachdenkt, sollte man seine Hausaufgaben machen. Ist die Webseite auf einem guten Stand? Wie ist unsere Bildsprache? Haben wir überhaupt eine?

Wie sind wir in Sachen Kommunikation aufgestellt? Wollen wir Video? Oft ist in diesen Bereichen noch viel zu tun. Ich empfehle, über diese Dinge nachzudenken, bevor für viel Geld ein Imagefilm bestellt wird. Natürlich kann am Ende der Überlegungen feststehen, dass ein solcher Film benötigt wird, allerdings vermeide ich den Begriff Imagefilm und spreche lieber von Informationsfilmen, denn ein Image bekommt eine Organisation über einen Film nicht. Dies muss langfristig aufgebaut worden sein oder aufgebaut werden.

Wie kann man dafür sorgen, dass sich ein Video viral im Netz verbreitet?

Tobias Dunkel: Ich war mal Gast bei einer Redaktionskonferenz und der Vorsitzende begann die Veranstaltung mit dem Satz: „Wir planen ein virales Video.“ Ich hatte etwas Mühe ernst zu bleiben, denn ein virales Video kann man nicht planen. Man kann natürlich etwas dafür tun, dass das Video interessant und attraktiv ist oder auf passenden Plattformen auftaucht, aber das war es dann auch schon. Ob ein Video sich viral verbreitet, entscheiden die User oder auch einfach die Realität und auch der Zufall. 

Es gibt Indikatoren, die theoretisch die Chancen erhöhen: Trifft das Video ein aktuelles Thema? Ist es besonders außergewöhnlich oder kurios? Stimmt die Bild- und Audioqualität? Alles gute und wichtige Überlegungen – und trotzdem kommt dann vielleicht am Ende eine schlecht gefilmte Katze, die auf einem Staubsauger durch die Wohnung fährt und erobert das Netz.

Sollten Videos aufwendig oder eher einfach sein und wann braucht man ein professionelles Video, wann reicht auch ein nicht ganz so professioneller Film?

Tobias Dunkel: Videos sollten meiner Ansicht nach einen gewissen Standard haben. Das liegt einfach daran, dass im Netz viele qualitativ gute Videos zu finden sind und die technischen Möglichkeiten kein Hindernis mehr darstellen. Jedes Smartphone ist heute in der Lage, gute Videoaufnahmen in HD-Qualität zu machen. Wenn also ein Video geplant ist, dann sollte eine gewisse Video- und Audioqualität erreicht werden. Ausnahmen bilden spontane Videos, die den Schnappschuss einer Szene zeigen. Diese funktionieren auch in schlechterer Qualität.

Können Sie Zubehör und Programme/Apps empfehlen, die das Drehen von Videos erleichtern?

Tobias Dunkel: Jede App, die dem Anwender den Dreh des Videos erleichtert, hilft. Hilfe definiert jeder individuell, je nach eigenem Wissensstand. Manche nutzen die Standard-App, da diese viele Dinge selbst einstellt. Andere möchten alle Parameter selbst einstellen. Am Ende hilft nur ausprobieren und sich für eine Lösung entscheiden. Außerdem macht es Sinn, sich in der eigenen Organisation Mitstreiter zu suchen und zu klären, welche Software im Haus verfügbar ist oder angeschafft werden kann.

Welche Tipps können Sie einer Non-Profit-Organisation geben, die das Medium Film gerade neu für sich entdeckt?

Tobias Dunkel: Machen! Fangen Sie an Videos zu drehen. Probieren Sie Technik und Software aus. Interviewen Sie Kollegen, filmen Sie in der Organisation oder bei Ihren Projekten. Tun Sie sich selbst einen Gefallen: Gehen Sie nicht mit dem Anspruch an das Thema Video, die ersten Aufnahmen auf jeden Fall direkt zu veröffentlichen. Filmen Sie erstmal für interne Zwecke.

Sie werden feststellen, dass ganz viele Dinge auftreten werden, die Sie vorher gar nicht absehen können. Das gilt für die Umsetzung von Inhalten und für technische Dinge. Wichtig ist, dass Sie erste Erfahrungen sammeln. Sie werden merken, dass das zweite Video schon deutlich besser wird als das erste und Sie schnell sicherer werden. Im nächsten Schritt wagen Sie sich dann an eine Veröffentlichung.

 

Disclaimer: Dieser Text erschien ursprünglich im SAZ filantro Newsletter. Er wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt und überarbeitet.

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