Theologie der Gabe | fundraising-evangelisch.de

Die Gerechtigkeit als Gabe

Theologische Perspektiven des Gebens

In modernen Ansätzen der Sozialphilosophie ist es üblich geworden, zwischen „Athen“ und „Jerusalem“ bzw. zwischen dem Athener und Jerusalemer Modell zu unterscheiden. Die Differenzierung bezieht sich auf das Menschenbild, aber auch auf die Beziehungen zwischen den Akteuren. Während es „in Athen“ eher um den schönen, athletischen, ästhetischen und politisch aktiven Mann geht, hat „Jerusalem“ stärker den Fokus auf den Schwachen, Ausgegrenzten und Unterdrückten als Teil der Gemeinschaft. Während, verallgemeinert gesprochen, Athen die symmetrische Beziehung zwischen starken Gleichen hervorhebt, geht es „in Jerusalem“ mehr um die asymmetrischen Beziehungen zwischen Menschen und Kollektiven.

Bedeutung der Israeliten in Ägypten

Dieser besondere Blick auf menschliche Ungleichheiten nimmt in den Traditionen der Hebräischen Bibel und auch im Neuen Testament eine besondere Rolle ein: der Blick auf die unterdrückten Israeliten in Ägypten, die ihm Exodus ihre Befreiung erleben; die umfangreiche Sozialkritik der Propheten an Ausbeutung und Entrechtung der Armen durch die Mächtigen und Wohlhabenden; aber auch in den Gesetzgebungen der Thora, die vermutlich auch auf eine vorhandene Ungleichheit in der Gesellschaft reagieren.

In diesem Zusammenhang wird das Gabehandeln immer wieder als angemessener Ausdruck der Gerechtigkeit Gottes eingeführt, um die an den Rand Geratenen wieder in die Gemeinschaft zu integrieren und ihnen durch großherziges Abgeben und Teilen die Existenz zu sichern. Gerade in den Gesetzen der Thora finden sich immer wieder Weisungen, wie bei Missernten oder in Dürrezeiten ein gerechter Ausgleich in der Community möglich werden soll. Und die Propheten nehmen in ihrer Gesellschaftskritik Bezug auf diese Form einer ausgleichenden Gerechtigkeit durch geregelte Gaben an die Armen und Ausgegrenzten.

„Für den Zusammenhang von Gabehandeln, Gottes Willen und Beziehungen zwischen den Menschen und insbesondere den hochgradig asymmetrischen Beziehungen, zwischen den Reichen und Armen ist es für das Modell Jerusalem schlechterdings konstitutiv, dass Gott gerade als Geber Subjekt der Wirklichkeit ist. Er ist dies in mehrfacher Hinsicht: als Schöpfer, dem die Menschen die Welt als Gabe verdanken, als Befreier im Exodus, als Stifter des Bundes mit seinem Volk und als Schenkender seiner Thora und ihrer Gebote.“ (F. R. Volz, Sozialanthropologische und ethische Grundlagen des Gabehandelns, in: Fundraising Akademie (Hg.), Fundraising. Handbuch für Grundlagen, Strategien und Methoden, Wiesbaden 2008, S. 49).

Theologische Perspektiven des Gebens

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Das Leben als Gabe

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Die Gnade als Gabe

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Historischer Ausblick

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Audiobeitrag Theologie der Gabe