Fundraising ist seit vielen Jahren Teil der gemeinnützigen Arbeit in Deutschland.
Es gibt kaum eine Spenden sammelnde Organisation, die sich noch nicht zumindest im Ansatz damit beschäftigt hat. Besonders die Organisationen, die fast vollständig von Spenden abhängig sind, haben Fundraising-Strategien entwickelt und Strukturen aufgebaut.
Auch die Evangelischen Landeskirchen haben sich vor Jahren auf den Weg gemacht. Jede Landeskirche in Deutschland hat Ansprechpersonen mit Fundraising-Fachexpertise.
Woher kommt der Begriff Fundraising?
Das angelsächsische Wort Fundraising hat sich inzwischen auch in Deutschland etabliert. "Fund" steht für Mittel, Kapital und Geld. Im übertragenen Sinne auch für die zu findenden Schätze. "To raise" bedeutet erheben, wachsen lassen oder einwerben. Viele Einrichtungen und Organisationen nutzen den Begriff Fundraising nur intern und nicht gegenüber Mitgliedern, Spenderinnen und Spendern. Dies erscheint solange sinnvoll, wie das Wort im allgemeinen Sprachgebrauch noch wenig geläufig ist.
Was also ist Fundraising? Und zwar speziell kirchliches Fundraising?
Fundraising baut Beziehungen auf oder vertieft vorhandene Beziehungen zu Menschen, mit denen gemeinsame Werte und Visionen geteilt werden. In Kirchengemeinden dürften das zu allererst die Gemeindemitglieder sein.
Fundraising lädt ein, teilzuhaben, mitzugestalten, gemeinsame Träume wahr werden zu lassen, etwas zu bewegen, die Welt ein Stückchen weit zu verbessern. Wenn es durch die Kommunikation gelingt, Menschen für kirchliche Themen und Aktivitäten neugierig zu machen , sie dafür zu begeistern und ihre Herzen zu erreichen, dann werden diese Menschen ganz von selbst den Wunsch verspüren, mitzuhelfen. Sie möchten dabei sein und Teil eines Projektes werden. Und es – je nach ihren Möglichkeiten – unterstützen. In der Praxis bedeutet Fundraising also vor allem Kommunikationsarbeit.
Fundraising sich als Prozess, der auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit angelegt ist. Es bedeutet, Strategien und Aktivitäten zum Einwerben von Ressourcen zu planen und umzusetzen und anschließend den Erfolg zu überprüfen.
Kirchliches Fundraising will Mitglieder an die Kirche binden, ausgetretene Mitglieder zurück- und neue hinzu gewinnen.
Zu den Ressourcen zählen
Zeitspenden
Wie man Ehrenamtliche gewinntGeldspenden
Sachspenden
Lernen Sie, Sachspenden zu nutzenDienstleistungen
Mittel aus Stiftungen
Stiftungsakquise lernenÖffentliche Fördermittel
Mehr über Öffentliche Fördermittel erfahrenIdeelle Unterstützung
Sponsoring
Mehr über Sponsoring erfahrenDas Ziel von Fundraising ist nicht das Einwerben von Geld!
Fundraising will im Zusammenwirken von Bittenden und Gebenden schaffen, konkretes umzusetzen. Zum Beispiel die alte Orgel zu sanieren, einen Besuchsdienst für alte und kranke Gemeindemitglieder aufzubauen, Notfallhilfe für Krisensituationen in Familien zu leisten.
Erfolgreiches Fundraising sorgt dafür, dass dringend notwendige, qualitativ hochwertig und quantitativ bedarfsgerecht durchgeführte Projekte oder Aufgaben in Angriff genommen oder fortgeführt werden können. Kirchliches Fundraising wird sich dabei dem Auftrag der Kirche – der Verkündigung des Evangeliums – immer unterordnen. Es wird aber auch in einer sich wandelnden Gesellschaft zukünftig immer stärker dazu beitragen, dass der kirchliche Auftrag überhaupt erfüllt werden kann.
Fundraising theologisch begründen
In der Bibel ist die Gabe nahezu allgegenwärtig. Gott wird gelobt als derjenige, der ganz ursprünglich, zuvorkommend, reichlich gegeben hat: die Erde, menschliches Leben und alles, was es zum Leben braucht. Schließlich sogar sich selbst in der Selbsthingabe in seinem Sohn. Um Fundraising theologisch zu begründen, braucht man nur bei Paulus nachzulesen. Ideal dafür sind das 8. und 9. Kapitel des 2. Korintherbriefes. In der sogenannten Kollekte des Paulus bittet er um Spenden für die Jerusalemer Gemeinde.
„Indem Paulus für beides, für das göttliche Geben und Nehmen und für das menschliche Geben und Nehmen denselben Begriff der Charis gebraucht, verschränkt er die göttliche Gerechtigkeit und das menschliche Tun in einer nahezu ununterscheidbaren Weise“, schreibt Thomas Kreuzer in seiner Abhandlung „Grundzüge einer Theologie der Gabe“. Deshalb auch steht die Kollekte so im Zentrum in der Theologie des Paulus.
Spenden trotz Kirchensteuer?
Nur etwa ein Drittel aller Gemeindemitglieder zahlt Kirchensteuer. Diese Steuer wird nur von Menschen entrichtet, die Lohnsteuer oder Einkommensteuer zahlen Also von Erwerbstätigen oder von Menschen mit anderen ausreichend hohen Einkünften.
Im Zuge der demographischen Entwicklung wird der Anteil der Kirchensteuerzahler bis zum Jahr 2030 um ein Drittel sinken. Die Einnahmen aus der Kirchensteuer sogar um die Hälfte. Dies prognostizierte die Evangelische Kirche in Deutschland im Jahr 2006. Ohnehin ist die Kirchensteuer in Deutschland weltweit fast einmalig. Kirchengemeinden in fast allen anderen Ländern finanzieren sich rein aus freiwilligen Gaben der Gemeindemitglieder – zum Beispiel mit dem biblischen „Zehnten“.
Es ist eine fest verankerte Tradition der Kirche, dass sie die meisten ihrer Angebote kostenfrei zugänglich macht. Und so kommt es, dass überwiegend Menschen die Gemeindeangebote in Anspruch nehmen, die keine Kirchensteuer mehr zahlen.
Fundraising ist mehr als Trommeln für die Gemeinde
Aber es steckt eine Menge Musik drin.
Zuweisungen, die eine Kirchengemeinde von ihrer Landeskirche erhält, richtet sich nicht nach dem Lohn- und Einkommensteueraufkommen im Einzugsbereich der Kirchengemeinde. Statt dessen erhalten die Kirchengemeinden in der Regel einen festen Betrag pro Gemeindemitglied. Ähnlich dem Länderfinanzausgleich existiert auch hier ein Ausgleichsystem: Finanzstarke Landeskirchen finanzieren die finanzschwachen Landeskirchen durch einen Ausgleichbetrag mit.
Speziell diesen nicht-kirchensteuerpflichtigen Menschen möchte kirchliches Fundraising Alternativen bieten, um sich zu engagieren. Viele möchten aufgrund einer starken Verbundenheit mit ihrer Kirche oder Kirchengemeinde gerne unterstützen. Und sie sind auch bereit und in der Lage. Dabei soll es sich immer um ein reines Angebot handeln – eine Einladung also an potenzielle Förderer, in einer bewussten, frei gewählten Weise mitzuwirken und mitzuhelfen, um die evangelische Kirche in der Gesellschaft zu stärken.
Was hat Fundraising mit Mitgliederorientierung zu tun?
Fundraising ist ohne Mitgliederorientierung – ohne das Ermitteln, Erfassen und Achten von Mitgliederwünschen und –erwartungen – nicht denkbar. Es ist eine Grundüberzeugung von Fundraising, dass nur zufriedene Mitglieder, Besucher, Gäste, Geschäfts- und Kooperationspartner sich zu Freunden und Förderern werden entwickeln können. Ohne Qualitätsbewusstsein, ohne das Erspüren, was in einer Kirchengemeinde zukünftig noch verbessert werden kann, wie die Zufriedenheit von Mitgliedern, Mitarbeitenden, Leitung und externen Partnern angehoben werden kann, kann Fundraising nicht dauerhaft gelingen.
Fundraising kann sich gleichzeitig sehr positiv auf den Gemeindeaufbau und die Gemeindeentwicklung auswirken. Bessere Mitgliederorientierung durch mitreißende Fundraising-Projekte wird Gemeindeleben intensiviert. Besucherzahlen können gesteigert und das Gemeinschaftsgefühl in der Gemeinde gestärkt werden. Menschen erleben, wie sie gemeinsam etwas schaffen, was vielleicht jahrelang nicht zu gelingen schien.
Was hat der Kirchenvorstand mit dem Fundraising zu tun?
Die kurze Antwort lautet: sehr viel. Ohne den Kirchenvorstand geht im Fundraising nichts. Denn Fundraising muss in die Strukturen der Kirchengemeinde eingefügt werden. Eine sinnvollerweise einzurichtende Arbeitsgruppe muss offiziell durch den Kirchenvorstand beauftragt werden. Zuallererst muss der Kirchenvorstand jedoch eine klare Entscheidung dafür treffen, Fundraising in der Kirchengemeinde wirklich zu wollen und es mit zu tragen. Bei der Konzipierung von Fundraising-Aktivitäten und bei deren Umsetzung sind die Mitglieder des Kirchenvorstandes ebenfalls wichtige Unterstützer und Mitmacher.
Lernen Sie, wie Fundraising in Ihrer Gemeinde starten kann.
Was ist eigentlich Sponsoring?
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Sponsoring häufig als Synonym für Spendenwerbung oder Einnahmen in Form von Spendengeldern verwendet. Als Sponsoren werden umgangssprachlich oft all diejenigen bezeichnet, die mit ihren Privatspenden, Firmenspenden, Sachleistungen usw. gemeinnützige Projekte fördern. Diese Begriffsverwendung ist zwar geläufig, aber falsch.
Unter Sponsoring versteht man vor allem Zuwendungen, insbesondere in Form von Geld-, Sach- und Dienstleistungen, von Unternehmen an eine Organisation oder für ein Projekt mit der Erwartung, eine vereinbarte Gegenleistung zu erhalten. Die Gegenleistungen dienen in der Regel den Marketing-Zielen des Unternehmens. Sie sind oftmals werblicher Art, zum Beispiel eine hervorgehobene Platzierung des Unternehmenslogos auf Plakaten, Flyern, Eintrittskarten, Broschüren und Website (mit Link) oder die Namensgebung für Gebäudeteile oder Räume.
Weitere attraktive Gegenleistungen sind Produktwerbung, die Möglichkeit zur Vorstellung des Unternehmens bei einer Veranstaltung, die kostenfreie Nutzung von Angeboten durch Mitarbeitende des Unternehmens, eine Einladung zu einem Pressegespräch oder einer Podiumsdiskussion usw.
Sponsoring wird sowohl beim Sponsor als auch beim Empfänger steuerlich anders behandelt als Spenden. Einnahmen aus Sponsoring können beim Empfänger eine Steuerpflicht auslösen.
Was dazu passt
Strategie und Konzept
Kein Fundraising ohne sinnvolle Planung.
Erfahren Sie, wie das geht.
Instrumente und Methoden
Mit guten Ideen Spender binden.
Spendenaktionen finden und ausprobieren.
Danken im Fundraising
Danken, bevor die Sonne untergeht
Lernen Sie die besondere Bedeutung von Dank in Spenderbeziehungen.