Was geht, was geht nicht?
Fundraising ist seit vielen Jahren unverzichtbarer Bestandteil für die Finanzierung kirchlicher Aufgaben.
Insbondere der Umgang mit Großspendern und Erblassern oder auch Sponsoringvereinbarungen mit Unternehmen werfen gerade im kirchlichen Fundraising Fragen auf. Diese müssen auch unter ethischen Aspekten betrachtet werden. Dem zunehmenden Wettbewerb auf dem deutschen Spendenmarkt und neuen, kritischen Spendergenerationen werden in Zukunft nur Organisationen und Einrichtungen begegnen können, die sich durch Qualität und Professionalität im Fundraising auszeichnen. Dafür sind ethische Standards eine wichtige Voraussetzung.
Kirche ist anders
Ethische Standards im kirchlichen Fundraising unterscheiden sich von denen anderer Organisationen, weil sie sich aus dem christlichen Menschenbild ergeben und weil über allem Handeln im Fundraising der kirchliche Auftrag steht. Darüber hinaus ist die wichtigste Grundlage das geltende Recht: zum Beispiel Abgabenordnung, Datenschutzgesetz, Gemeinnützigkeitsrecht. Diesem ist jeder Fundraiser und jede Fundraiserin verpflichtet.
Auch der Datenschutz spielt im kirchlichen Fundraising eine besondere Rolle. Kirche verfügt über sehr umfangreiche und sensible Daten und muss einen sorgsamen Umgang damit garantieren.
Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die Würde des Menschen, wie sie im Grundgesetz verankert ist. Dabei geht es sowohl um die Würde von Unterstützern, die nicht bedrängt oder manipuliert werden dürfen, als auch um die Würde von Leistungsempfängern. Hier werden die ethischen Ansprüche einer diakonischen Einrichtung für Menschen mit Behinderungen andere sein, als bei einer Umweltschutzorganisation. Fundraising braucht also eine spezifische, ethisch-moralische Richtschnur. Ethische Standards helfen zur Orientierung und Selbstregulierung. Sie schärfen die Wahrnehmung und helfen, richtige Entscheidungen zu treffen.
Vertrauen ist die Basis für gutes Fundraising
Ethisch-moralisch einwandfreies Handeln ist eine selbstverständliche Voraussetzung für erfolgreiches und dauerhaftes Fundraising.
Wie sollte es gelingen, wenn Förderer sich überrumpelt fühlen, wenn sie kein Vertrauen in die um Spenden bittende Organisation haben? Das 2. wichtige Erfolgskriterium ist Vertrauen. Eine Einrichtung, die kein Vertrauen genießt, wird kaum Unterstützer gewinnen. Vertrauen muss aber wachsen. Dabei geht es zum einen um das Vertrauen von Unterstützern, zum anderen aber auch um das öffentliche Vertrauen der Gesellschaft. Um dieses Vertrauen zu erlangen, braucht es einerseits eine verlässliche Projektarbeit und offene und ehrliche Spenderkommunikation und gute Öffentlichkeitsarbeit.
Regelmäßige, aussagekräftige und verständliche Berichte geben Auskunft darüber, in welcher Höhe Mittel eingenommen, wie sie verwendet wurden und welche Kosten dabei entstanden ist. Es wäre unehrlich zu behaupten, dass keinerlei Kosten entstehen. Spender verstehen, dass das Einwerben von Mitteln für und die Umsetzung von Projekten Geld kosten. Das sollte nicht verschwiegen werden. Gerade einer Kirchengemeinde oder kirchlichen Einrichtung wird Unehrlichkeit übel genommen.
Fundraising-Ethik ist nicht falsch oder richtig
Spätestens wenn Sie sich in Ihrer Gemeinde oder Einrichtung mit Sponsoring, Großspender- oder Erbschafts-Fundraising beschäftigen, kommen ethische Fragen in den Blick: Welche Werbeleistungen können Sie einem Sponsor anbieten und wo sind ihre Grenzen? Dass im Gottesdienstraum keine Werbung stattfinden darf ist klar, aber im Vorraum der Kirche? Wie lassen sich der Umgang mit Großspendern und der kirchliche Auftrag in Einklang bringen? Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um Fundraising und Seelsorge klar voneinander zu trennen?
Es gibt keine allgemeingültigen Regeln für ethisch einwandfreies Fundraising. Als Kirchengemeinde sollte beim Nachdenken über ethische Standards der Blick auch auf die eigene Einrichtung gerichtet werden. Für was steht die Gemeinde? Wie steht es mit der eigenen Vorbildfunktion? Wie behandeln Sie unsere haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden? Wie gehen Sie mit Mitbewerbern um? Die ethischen Standards lassen sich am ehesten an den eigenen Verhaltensweisen überprüfen.
Überzeugen statt sanktionieren
Diesem Grundsatz folgt auch der Ethik-Ausschuss des Deutschen Fundraising Verbandes mit den „Grundregeln für eine gute, ethische Fundraising-Praxis“. Im Bestreben um einen Konsens aller Mitglieder in ihren unterschiedlichen Interessen und Arbeitsfeldern wurde deutlich, dass allgemeingültige ethische Gesichtspunkte schwer festzulegen sind. Gemeinnützige Organisationen folgen zum Teil anderen Richtlinien als Fundraising-Agenturen oder andere Fundraising-Dienstleister.
Der Deutsche Fundraising Verband setzt auf Überzeugung und Aufklärung. Zu diesem Zweck wurde ein Best-Practice Katalog erstellt, der der auf Aufklärung und und Selbstverpflichtung setzt. Hier werden praktische Fälle unter ethischen Gesichtspunkten betrachtet, und Lösungsvorschläge aus der Praxis gemacht. Seit 2015 dürfen Organisationsmitglieder des Deutschen Fundraising Verbandes ihrer Selbstverppflichtung zum ethischen Fundraising durch ein Ethik-Signet Ausdruck verleihen.
Ethische Standards in der evangelischen Kirche
Zur Entwicklung eines ethisch begründeten Verhaltenskodex für Ihre Stiftung oder Einrichtung können Sie sich an den „Grundregeln“ des Deutschen Fundraising Verbandes, vielleicht auch an einem Regelwerk Ihrer Landeskirche oder diakonischen Werkes orientieren. Einige EKD-Gliedkirchen haben bereits spezielle ethische Standards entwickelt. Fragen Sie beim Fundraising-Beauftragten Ihrer Landeskirche nach, ob solche Standards dort existieren.
Ein allgemeines Regelwerk für die evangelische Kirche gibt es nicht und kann es nicht geben. Weil es immer auch mit dem Selbstverständnis Ihrer Gemeinde, Stiftung oder Einrichtung zu tun hat. Die wichtigsten Punkte, die Sie beim Nachdenken darüber im Blick haben sollten, sind folgende:
- Schutz der Würde von Unterstützern und Empfängern
- Einhalten der geltenden Bundes-, Landes- und Kirchengesetze
- Wahrheitsgemäße Darstellung von Spendenzwecken bzw. Stiftungsanliegen
- Freiwilligkeit der Unterstützung
- Einhaltung der Zweckbindung von Spenden und Stiftungsmitteln
- Ordnungsgemäße Buchführung, Rechnungslegung und Berichterstattung
- Vergütungsregelungen für die Zusammenarbeit mit Dienstleistern
Es empfiehlt sich, Ihren ethischen Verhaltenskodex als Basis Ihres Fundraisings auch Ihren Unterstützern zu zeigen. Es wird das Vertrauen in Ihrer Gemeinde stärkenZudem haben Sie selbst eine Orientierung für Ihr Handeln im Fundraising und schließlich dient die Selbstverpflichtung zu ethischem Fundraising auch der gesamtgesellschaftlichen Wertschätzung.
Was noch dazu gehört
Wirkung, Ethik und Qualität
Eine Zusammenstellung verschiedener Orientierungshilfen auf den Seiten des Fundraiser-Magazins.
Zum DossierBeispiel ethischer Richtlinien kirchlichen Fundraisings
Ethische Richtlinien für kirchlichen Fundraising
Ein Praxisbeispiel aus dem Norden Deutschlands
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