So spendeten die Deutschen im vergangenen Jahr
Verlässliche Zahlen über das Spendenverhalten in Deutschland zu erhalten, ist herausfordernd. Es gibt unterschiedliche Methoden für die Erfassung und unterschiedliche Definitionen von Spenden.
So ist es nicht verwunderlich, dass das gemessene Delta der Gesamtsummen in den unterschiedlichen Studien stark von einannder abweicht.
Eine seit vielen Jahren im Fundraising ernst genommene Studie in Deutschland ist die Bilanz des Helfens. Die Daten werden von YouGov und dem Deutschen Spendenrat erhoben und zu Beginn eines Jahres veröffentlicht. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse mit Kernaussagen wird dabei kostenlos zur Verfügung gestellt.
Beständigkeit im Spendenverhalten trotz wirtschaftlicher Herausforderungen
Die Bilanz des Helfens 2024 zeigt ein weitgehend stabiles Spendenverhalten der deutschen Bevölkerung mit leichtem Aufwärtstrend trotz anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheiten. Die umfassende Erhebung liefert wichtige Erkenntnisse über das Spendenaufkommen, demografische Entwicklungen und Spendenbereitschaft im vergangenen Jahr.
Kerndaten zum Spendenaufkommen 2024
Das Gesamtspendenvolumen in Deutschland erreichte 2024 die beachtliche Summe von 5,1 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 2% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Diese positive Entwicklung ist besonders bemerkenswert vor dem Hintergrund, dass 61% der Bevölkerung ihre finanzielle Situation weiterhin als angespannt einschätzen.
Spenderbeteiligung und demografische Verteilung
Im Jahr 2024 haben insgesamt 16,7 Millionen Deutsche mindestens einmal Geld gespendet. Dies entspricht einer Reichweite von 25% der Gesamtbevölkerung. Gegenüber 2023 ist die absolute Zahl der Spendenden leicht zurückgegangen – um etwa 300.000 Personen. Erfreulich ist jedoch, dass es insbesondere in den letzten drei Monaten des Jahres gelang, zahlreiche neue Geldspender zu mobilisieren, wodurch der Rückstand gegenüber dem Vorjahr verringert werden konnte.
Die durchschnittliche Spende pro Spendenvorgang betrug 43 Euro, was einen Anstieg von knapp 3 Euro im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Jeder Spender tätigte im Durchschnitt 7,2 Spenden pro Jahr, wobei dies nahezu konstant zum Vorjahreswert (7,3) ist.
Saisonale Entwicklung und Spendenzwecke
Der Dezember erwies sich erneut als herausragender Spendenmonat und lag mit einem Plus von 6% über dem Vorjahresmonat. Allein dieser Monat machte knapp 20% des gesamten Jahresspendenaufkommens aus. Fast in allen Monaten des Jahres 2024 wurden im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten positive Zuwachsraten verzeichnet, mit Ausnahme von Februar, Juni und November.
Bemerkenswerte Verschiebungen gab es bei den Spendenzwecken:
- Die Spenden für Not- und Katastrophenhilfe gingen weiter zurück (-22%), liegen aber mit 725 Millionen Euro immer noch über dem Niveau von 2019
- Geldspenden für kirchliche und religiöse Zwecke verzeichneten einen deutlichen Anstieg um 138 Millionen Euro
- Der Markt ohne Not- und Katastrophenhilfe wuchs um beachtliche 8%
Regionale und projektbezogene Verteilung
Lokale Projekte gewannen 2024 an Bedeutung. Aus Sicht der Spender flossen 56% der Gesamtspenden in nationale und lokale Projekte, während 44% in internationale Projekte investiert wurden – ein Rückgang um 2 Prozentpunkte gegenüber 2023.
Regional betrachtet zeigten sich positive Entwicklungen besonders in Nordrhein-Westfalen und Bayern, die im Vergleich zu 2019 deutliche Steigerungen des Spendenaufkommens verzeichneten.
Die Rolle der älteren Generation im Spendenmarkt
Nach wie vor trägt die Generation 60+ mit fast zwei Dritteln (60%) am meisten zum gesamten Spendenaufkommen bei. Dabei ist die Entwicklung innerhalb dieser Altersgruppe differenziert zu betrachten:
- Die Altersgruppe 70+ steigerte ihre Spendeneinnahmen um 4% und trug mit 2,167 Milliarden Euro (42,4%) den größten Anteil zum Gesamtaufkommen bei
- Bei den 60- bis 69-Jährigen war hingegen ein Rückgang von 7% zu verzeichnen, sie steuerten 886 Millionen Euro (17,3%) bei
Interessanterweise verzeichnete die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen mit 27% das stärkste prozentuale Wachstum - bereits das dritte Jahr in Folge mit positiver Entwicklung. Die durchschnittliche Spendensumme pro Jahr stieg in dieser Altersgruppe um 28% von 230 auf 293 Euro.
Einordnung der Spendenentwicklung im Mehrjahresvergleich
Betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahre, zeigt sich ein differenziertes Bild:
- 2021: 5,766 Milliarden Euro
- 2022: 5,672 Milliarden Euro
- 2023: 4,988 Milliarden Euro
- 2024: 5,112 Milliarden Euro
Nach dem deutlichen Rückgang von 2022 auf 2023 (-12%) ist 2024 eine leichte Erholung (+2%) zu verzeichnen. Von einem signifikanten Einbruch im aktuellen Jahr kann also nicht gesprochen werden – im Gegenteil: Das Ergebnis liegt mit 5,112 Milliarden Euro wieder nahe am durchschnittlichen Spendenaufkommen der letzten zehn Jahre von 5,341 Milliarden Euro.
Herausforderungen und Perspektiven
Trotz der positiven Entwicklung stehen Spendenorganisationen weiterhin vor Herausforderungen. Die größte davon ist die Mobilisierung von Nicht-Spendern. Hauptgründe für Zurückhaltung beim Spenden sind Zweifel an der Transparenz und Effektivität von Wohltätigkeitsorganisationen (42%) sowie begrenzte finanzielle Möglichkeiten (55%).
Die steigende durchschnittliche Spendenhöhe und die positive Entwicklung bei jüngeren Altersgruppen lassen jedoch auf eine weiterhin solide Spendenbereitschaft in Deutschland hoffen, selbst in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.
Weitere detaillierte Zahlen in der Studie
In der Studie sind viele weitere Informationen zum Spenderverhalten in Deutschland einsehbar. Auszüge und Kernaussagen der Studie stellt der Spendenrat zum kostenlosen Download zur Verfügung.
Weitere für's kirchliche Fundraising interessante Aspekte sind leider nicht in der kostenlosen Version erhältlich. Hier beobachten wir die einschlägigen Fachmedien, um weitere Informationen zu erhalten.
Mehr zum Thema Spendenverhalten
Fundraising Strategie
Wo wollen Sie hin?
Vor der Fundraising Konzeption kommt die Strategie.