Die Ev. Kreuzkirchengemeinde probiert's mit Online-Fundraising
Viele Kirchengemeinden beschäftigen sich seit einigen Jahren mit der Frage, wie Online-Fundraising Teil ihrer Aktivitäten sein kann. Nicht wirklich oft trifft man auf gute Praxisbeispiele aus dem kirchlichen Bereich. Aber warum ist das so?
Die Ev. Kreuzkirchengemeinde in Fulda hat Online-Fundraising Elemente in die aktuelle Renovierungskampagne für die eigene Kirche ausprobiert.
Ob mit oder ohne Erfolg, das berichtet Pfarrer Stefan Bürger im Interview.
fundraising-evangelisch: „Lieber Herr Bürger, es ist aktuell sehr schwer, präsente Online-Fundraising Aktionen aus dem kirchlichen Bereich zu finden. Ihre Fundraising Kampagne zur Renovierung der Ev. Kreuzkirche in Fulda hat Online-Fundraising Instrumente eingesetzt. Worum ging es dabei und was haben Sie gemacht?“
Pfarrer Stefan Bürger: „Mich wundert das auch, dass gerade Kirchengemeinden hier so zurückhaltend sind. Denn ich selbst finde eine Online-Spende einfach praktisch, weil sie so schnell abzusetzen ist. Online-Banking steht für mich an der Tagesordnung und vielen geht es ähnlich.“
fre: „Ist Online-Fundraising Ihr erster Umgang mit Spenden in Ihrer Kirchengemeinde?“
Bürger: „Nein, und das kann man wirklich auch nicht empfehlen. Wir haben durch unsere Kirchenerweiterung einige Erfahrungen mit verschiedenen Fundraising-Instrumenten gemacht: den klassischen Spendenbriefen, Dauerspenden im Förderverein, Charity-Veranstaltungen, Großspenden, Spendendosen, um nur einige zu nennen.“
fre: „Und jetzt fehlte einfach nur noch das Online-Fundraising?“
Bürger: „In etwa Ja. Ich bin vom Typ einer, der gern neu denkt und auch noch nicht Dagewesenes ausprobiert. Ob das nun in meiner Arbeit als Pfarrer mit neuen Gottesdienstkonzepten, in der Öffentlichkeitsarbeit oder auch im Fundraising ist.“
fre: „Warum gerade jetzt und seit Frühjahr 2015?“
Bürger: „Wir hatten schon vor längerem einen Versuch gewagt. Allerdings funktionierte das Tool nicht gut. Es wirkte einfach nicht seriös genug, obwohl es das sicherlich war. Mit dem neuen Angebot eines anderen Anbieters gelang uns an technischer Umsetzung, Service und Qualität ein Quantensprung in Sachen Online-Fundraising. Das Tool gefällt mir ausgesprochen gut und hat deshalb auch seinen Preis.“
fre: „Ist das nicht immer so im Fundraising, dass man Geld einsetzen muss, um dann mehr Geld zu bekommen?“
Bürger: „Genau. Und deshalb haben wir uns auch daran gewagt. Rund 300 Euro kostet uns die Verwaltungsgebühr im Jahr. Kirchenvorstand und Förderverein teilen sich die Kosten.“
fre: „Sie hatten im Sommer ein Jubiläum und da passte dieses neue Fundraising-Instrument gut bei Ihnen. Erzählen Sie mal.“
Bürger: „Eigentlich gab es mehrere Anlässe, die uns Mut machten, uns online zu versuchen. Im Mai hatte ich einen Vortrag vor rund 200 Erwachsenen zu halten. Da ging es um Ehrenamt, was unsere Kirche ausmacht etc. Hier verteilte ich einen Flyer, in dem ich auf den Spendenzweck „Zukunft leben“ hinwies, unsere neue Kinder- und Jugendarbeit. Auf dem Flyer konnte man mit QR-Code oder direkt über die Homepage spenden auslösen.“
fre: „Und?“
Bürger: „Leider keine einzige Spende. Die Zielgruppe des Vortrags waren über 60-jährige. Zwar ist dies eine gute Zielgruppe für Spenden, aber die wenigsten von diesen sind online aktiv. Schade!“
fre: „Sie sprachen noch von anderen Anlässen.“
Bürger: „Ja, dies war unsere große 50-Jahr-Feier zum Jubiläum unserer Kirche mit unserem Bischof Martin Hein. Auf die Einladung, die wir in den Gemeindebrief einlegten und an umgrenzende Haushalte verteilten, also auch viele katholische Mitchristen, wünschten wir uns eine Geburtstagsspende, auch online. Leider gab es daraufhin auch keine einzige Online-Spende, doch aber etliche Überweisungen. In den Gemeindebriefen hatten wir Überweisungsträger beigelegt.“
fre: „Eigentlich ziemlich viel richtig gemacht, würde ich sagen. Trotzdem keinerlei Spende?“
Bürger: „Doch das schon. Wir haben fünf Spendeneingänge mit insgesamt 185 Euro. Das deckt noch nicht ganz die Ausgaben. Leider. Ein weiterer Anlass für das Online-Tool war unsere neue Web-Seite, die mit dem Jubiläum ‚on‘ gegangen ist. Sie ist komplett auf dem neuesten Stand, was Design und Technik angeht. Der Online-Button ist gut zu finden. Alles prima, dennoch letztlich keine Spenden.“
fre: „Was sind denn Ihre Spendenzwecke?“
Bürger: „Es ist einmal ‚Zukunft bauen‘, also das Darlehen für unseren Erweiterungsbau und dann ‚Zukunft leben‘ für den neuen Kinder- und Jugendreferenten. 50 Euro wurden für den Bau, der Rest für die Jugend gespendet. Einer der Spender reagierte auf ein Facebook-Posting und spendete unmittelbar.“
fre: „Wie machen Sie auf das Online-Fundraising aufmerksam?“
Bürger: "Dauerhaft tue ich das durch meine Signatur in jeder E-Mail, die ich verschicke. Es steht im Gemeindebrief und ab und zu weise ich bei Facebook auf die Möglichkeit hin. Natürlich auf unserer Homepage, aber auch auf der Sprengelseite, auch hier keine Spende. Meine Erklärung ist einerseits, dass wir derzeit nicht stark um Spenden werben, da die Jugendarbeit für dieses Jahr finanziert ist und der Darlehensabtrag nicht sehr attraktiv ist.“
fre: „Wie wird es weitergehen?“
Bürger: „Eigentlich ist beschlossen, dass wir das Tool nur ein Jahr testen. Ich befürchte, dass wir, sofern nicht annähernd ein positiver ROI herauskommt, das Angebot einstellen, obwohl ich dennoch Lust hätte es weiterzuführen und neu stark zu machen. Ich habe über 500 Kontakte auf Facebook. Menschen, die potentiell bereit sind, unsere Anliegen zu unterstützen. Und weil es so einfach und auch sicher ist, warum nicht per Online-Spende?“
fre: „Vielen Dank für das Gespräch, die Offenheit und ich bin gespannt, mal wieder zu hören, wie es bei Ihnen weitergegangen ist.“
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