Kollekten sammeln und steigern

Im Gottesdienst mit Fundraising beginnen

Mal Hand aufs Herz: Entsprechen die Kollekteneinnahmen in Ihrer Kirchengemeinde dem vermuteten Potential? Wissen die Besucher Ihrer Gottesdienste immer, wofür genau die Kollekte „für die eigene Gemeinde“ erbeten wird? Und wie originell und begeisternd sind Ihre Kollekten-Bitten?

In vielen Kirchengemeinden gibt es bei der Kollektenwerbung noch ungenutzte Möglichkeiten. Die Opferbitte unterscheidet sich in einem Punkt ganz stark von einem Aufruf im Gemeindebrief oder von einem Spendenbrief: Sie wenden sich damit ausschließlich an die Gottesdienstbesucher und sprechen Ihre Zielgruppe ganz direkt und persönlich an.

So schaffen Sie es, Gottesdienstbesucher für Ihre Kollekte wirklich zu begeistern

Seit einigen Jahren erstellt die Evangelische Kirche im Rheinland für ihre Kirchengemeinden einen Kollektenplan als gebundene Broschüre. Er enthält neben den Zweckbestimmungen und einem Merkblatt zum Umgang mit Kollekten auch Abkündigungstexte zu den Pflicht- und Wahlkollekten und spezifische Fürbitten.

Ideen zur Optimierung von Kollekten

Wer gibt am Ausgang des Gottesdienstes eine Kollekte?

Ohne Ihrer Gemeinde zu nahe treten zu wollen, aber: die Gottesdienstbesucher/innen und somit auch Opfergeber/innen sind vermutlich mehrheitlich

  • weiblich und älter als 60 Jahre
  • Sie kennen die Gemeinde seit Jahrzehnten.
  • Sie besuchen die Gottesdienste seit Jahrzehnten
  • Sie geben ihr Opfer gerne
  • Sie geben ihr Opfer in maßvoller Höhe, weil häufig
  • Sie geben nur selten kein Opfer, nämlich wenn ihnen der Opferzweck total missfällt
  • Sie hören den Opferzweck in der Abkündigung in der Regel zum 1. Mal.

Tipps für die Formulierung in „normalen“ Gottesdiensten

Geben Sie sich mit der Formulierung richtig Mühe. Verwenden Sie keine Fremdwörter. Oft mögen ältere Menschen diese nicht. Sagen Sie kurze und eindeutige Sätze die durch einmaliges Hören erfassbar sind. Nutzen Sie Verben statt Substantive. Dies macht das Gesagte anschaulich und lebendig.

Ihre Sätze folgen dieser Logik

  1. Dank für das Opfer vom Vorsonntag
  2. Nennung des heutigen Opferzwecks
  3. Notwendigkeit des Zweck und Nutzen der Realisierung des Zwecks
  4. Kosten, vorhandene Mittel und notwendige Spende
  5. wenn möglich benötigte Zeit für die Realisierung
  6. wenn möglich Einladung zur Besichtigung, falls vorhanden Orte für weitere Informationen
  7. Bitte um das Opfer
  8. Herzlichen Dank im Voraus.

Wenn die Gemeinde dennoch nicht mehr als sonst oder gar nichts gibt.

Dafür kann es viele Gründe geben.

4 Beispiele:

  • Der/die Gottesdienstbesucher/in hat ein fixes Opfer-Budget, das er/sie von zu Hause mitnimmt – und fertig, mehr gibt’s nicht.
  • Der/die Gottesdienstbesucher/in hört bei den Abkündigungen gar nicht mehr genau zu. Die Opferbitte rauscht vorbei, weil es da selten etwas Neues zu hören gibt.
  • Der/die Gottesdienstbesucher/in hat zwar zugehört, fühlt sich aber von dem neuen Schaukasten emotional nicht besonders ergriffen. Er/Sie sieht auch nicht, was er/sie persönlich von dem Schaukasten hat, denn er/sie liest den Gemeindebrief und weiß, was zu wissen ist. Auch ohne den Schaukasten.
  • Der/die Gottesdienstbesucher/in findet, dass es viel wichtiger wäre, bedrohten Christen in Beirut Bibeln zu schicken – aber das ist halt heute nicht der Opferzweck.

Was dann zu tun ist

Eine Möglichkeit ist, sich an der AIDA-Regel zu orientieren. Erzielen Sie erhöhte Aufmerksamkeit durch überraschende Formulierungen in der Opferbitte (Attention). Zum Beispiel: „unsere Konfirmanden hatten letzte Woche einen Spezialauftrag. Jeder musste eine Stunde unseren Schaukasten vor dem Gemeindehaus beobachten. Dabei haben sie erstens notiert, wie viele Menschen davor stehen blieben, um etwas im Schaukasten anzuschauen oder zu lesen. Und sie haben zweitens diese Menschen gefragt, wie wichtig ihnen der Schaukasten ist. Das Ergebnis war erstaunlich: Durchschnittlich acht Menschen pro Stunde sind stehen geblieben und sieben von acht haben gesagt, sie fänden den Schaukasten sehr wichtig. Das hätte ich kaum erwartet. Sie vermutlich auch nicht ...“ Daraufhin folgt die eigentliche Opferabkündigung.

Nutzen Sie die erzielte Aufmerksamkeit dazu, dass sich Gottesdienstbesucher/innen weiter für das Thema interessieren (Interest). Zum Beispiel: „Die Ergebnisse der Schaukasten-Befragung können Sie nach dem Gottesdienst im Kirchenvorraum auf Plakaten lesen.“

Erzeugen Sie den Wunsch, etwas an dem Missstand ändern zu wollen (Desire). Zum Beispiel: „Sicher finden auch Sie es gut und wollen dabei helfen, dass wir künftig noch mehr von unserer Gemeindearbeit im Schaukasten veröffentlichen können.“

Machen Sie ein niederschwelliges Handlungsangebot durch die Möglichkeit, am Ausgang Gottesdienstes ein großzügiges Opfer zu geben (Action). Alternativangebot: Spende per Überweisungsträger, der bei den Konfirmanden- Plakaten ausliegt. Zusatznutzen: die Spende ist dann auch noch steuerlich absetzbar.

Was auch sinnvoll ist

Der/die Gottesdienstbesucher/in opfert im Prinzip für fast jeden abgekündigten Zweck. Aber es gibt auch andere Menschen: Sie opfern nur, wenn ihnen das Projekt nahe ist und wenn es zu ihnen passt oder wenn es ihnen von Nutzen ist. Leiten Sie Opferzwecke von den jeweiligen Gottesdienstarten ab. Je nach Gottesdienstart sind andere Besucher/innen vor Ort. Die Interessen- und Nutzergruppen sind dann spezifischer fassbar. Oder platzieren Sie die Bitten in einer zeitlichen Nähe zu äußeren Anlässen.

Sammeln Sie zum Beispiel

  • für die Energiekosten am Umweltsonntag
  • für den Kindergarten am Erntedankfest, bei dem Kinder mitwirken
  • für die Jugendgruppe am Taufsonntag
  • für den Gemeindebrief oder Konfirmandenbibeln nahe dem 23. April (UNESCO- Welttag-des-Buches)
  • für die vielen Gruppen und Kreise an Pfingsten („Geburtstag“ der Kirche).

 

Ideen, die kein Gottesdienstbesucher erwartet

Wenn Sie im Zusammenhang mit der Opferbitte etwas tun, was niemand erwartet, dann verstärken Sie dadurch die Opferbitte. Denn Sie machen deutlich, wie wichtig Ihnen der Zweck ist. Sie lösen Gefühle wie Anerkennung, Zustimmung, Freude, Begeisterung aus. Und Sie machen Ihre Opferbitte zum Gesprächsstoff.

Nicht Sie, sondern die Konfirmanden erzählen, was sie gemacht haben und warum. Oder sie haben den Schaukasten – in zuversichtlicher Hoffnung auf die opferfreudige Gemeinde – bereits gekauft und zeigen/enthüllen ihn im Gottesdienst und würden ihn morgen aufstellen lassen, aber noch ist die Rechnung nicht bezahlt.

Sie geben am Ausgang des Gottesdienstes jedem/jeder Besucher/in eine kleine farbige Glasperle mit: Zeichen des Dankes fürs Schaukasten-Opfer. Sie geben solche Zeichen des Dankes nicht nur einmal mit, sondern immer wieder. Aber nicht jedes Mal, sonst wird dies berechenbar. Es soll stets unerwartet sein, aber eben doch so häufig, dass die Gottesdienstbesucher/innen sich jeden Sonntag gespannt fragen, was Sie sich dieses Mal ausgedacht haben. Also:

  • von der Jugendgruppe originell bemalte, alte Glühbirnen, wenn für neue Strahler gesammelt wird
  • eine Postkarte der Partnerkirche in Thüringen, wenn für die dortige Gemeinde gesammelt wird
  • ein Pappumschlag/eine Sichthülle (allerdings leer), in welchem die Materialien für die Fortbildung der Jugendmitarbeiter drin wären
  • eine Feder, wenn Sie ein Projekt haben, bei dem man sich ausnahmsweise mit „fremden Federn schmücken“ darf (Weltmission machen wir nicht hier vor Ort, das machen andere stellvertretend)
  • eine Blume (die meisten GD-Besucher/innen sind weiblich!), wenn für den Mesnervertretungsdienst gesammelt wird, weil die Blumendeko wichtiger Teil der Mesnertätigkeit ist
  • ein Tütchen Blumensamen, wenn die Saat der Erzieherinnen aufgehen soll
  • ein aus Lebkuchenteig gebackener Notenschlüssel, wenn für Kirchen- oder Posaunenchor gesammelt wird.

Gewiss: so etwas ist jedes Mal eine kleine (finanzielle oder zeitliche) Investition. Aber nur wer diese wagt, der weiß, ob sie sich lohnt. Was den Kommunikationswert (im Sinne einer Charme-Offensive) anbelangt, der in solchen Überraschungsgaben steckt, lohnt es auf jeden Fall.

Allerdings: wenn man so etwas beginnt, muss man es auch „treiben“, also übers Jahr verteilt zwischen zehn und fünfzehn Mal.

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